Kommentare zu den Gebestmeinungen März 2025
Wir beten,
– dass zerbrochene Familien durch Vergebung die Heilung ihrer Wunden finden können, indem sie auch in ihren Unterschieden den Reichtum der anderen wiederentdecken.
– für die Kinder, die in ihren Familien keinen Platz haben.
„Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.“
So barmherzig kann nur Gott sein. Mir klingen da ganz andere Worte im Ohr: „Das verzeihe ich dir nie“. „Der oder die ist für mich gestorben.“ Kein Weg, kein Wille führt zur Vergebung. Das kennen wir doch alle, mehr oder weniger.
Jeder und jede von uns kann bestimmt so eine Familiengeschichte erzählen. Hinter jeder zerbrochenen Familie sind Menschen mit Namen und Gesicht, tausend verschiedene Gründe haben zum Bruch geführt.
Besonders hart, wenn Zerwürfnisse über Generationen gehen. Und wenn Kinder die Leidtragenden sind, wenn ihnen von vorneherein kein Platz in der Familie zugestanden wird oder nach einer Trennung, Scheidung kein Platz mehr für das Kind da ist. Langwierige seelische Verwundungen sind vorprogrammiert. Kann man da den Verursachern vergeben? Hoffen und beten wir, dass diese Kinder, außerhalb der Familie Begegnungen, Beziehungen erleben, die ihnen beim Wachsen helfen, dass sie selbstsichere und frohe Menschen werden.
Es gibt keinen Anspruch auf Vergebung. Auf Versöhnung erst recht nicht. Es ist ein Geschenk. Vertrauen wir auf Gott und geben die Hoffnung nie auf.
Trotzdem, könnte es nicht einen vorsichtigen Weg zur Vergebung geben? Von Gott her, vielleicht ganz behutsam durch seine Barmherzigkeit, seine Liebe, die er jedem Menschen bedingungslos zuspricht. Und wo könnte der Weg anfangen, der Weg der Befreiung, der Heilung?
Die Vergebung fängt bei mir selber an. Ein Vergebungsweg, der vielleicht wegen der individuellen Schwere der Verletzung zunächst oder gänzlich unmöglich erscheint oder einen sehr langen Atem braucht. Er kann beginnen, wenn Mut und Kraft da sind, sich der Wirklichkeit zu stellen. Hilfreich sind gute Weggefährten. Der innere Friede beginnt bei mir. Bin ich auch noch so verletzt, wenn ich nicht aufhöre mit dem Nachtragen der Schuld, der Verletzung, schade ich mir selber am meisten. Behutsam im Umgang mit mir und anderen Menschen braucht es da manchmal einen sehr, sehr langen Atem.
Deshalb ermutigen wir uns, zuversichtlich den ersten Schritt in Richtung Freiheit, Heilung zu gehen. Auch wenn wir noch weit von der Evangeliumsstelle Mt 18,21 entfernt sind. Hoffen, bitten und beten wir, dass dieser erste Schritt den Familien gelingt in Richtung Vergebung.
Die Theologin Melanie Wolfers schreibt, was Vergebung bedeutet: „Ich höre auf, auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen.“
(Melanie Wolfers: Die Kraft des Vergebens- wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden).
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